Dr. Christian Hain
Dr. Christian Hain ist Historiker.
Welchen Beruf haben Sie?
Ich bin Historiker und arbeite seit 2011 im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Im ältesten deutschen Literaturarchiv lese ich die 20.000 an Goethe gerichteten Briefe und erforsche, wer an Goethe schrieb und über welche Personen, Bücher, Gemälde, Sachverhalte und Orte berichtet wurde. Diese Informationen ermöglichen anderen Wissenschaftler:innen, sich schnell in der Masse an Briefen zu orientieren und gezielt die passenden Quellen für ihre speziellen Forschungsfragen zu finden.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Ich erhalte sehr viele Einblicke in die Zeit um 1800, zum Teil auch sehr persönliche: Mehr als 3.800 verschiedene Menschen schreiben an Goethe – darunter waren z. B. Könige und Großherzöge, Schriftstellerinnen, Naturwissenschaftler, Schauspielerinnen, Mineraliensammler, Politiker, aber auch Handwerker, Kaufleute, Studenten, Bittsteller und natürlich auch Goethes Familie. Wie ein Detektiv versuche ich, die Lebensläufe der Menschen von damals in Kirchenbüchern und Staatskalendern zu rekonstruieren; wann wurden sie geboren, wo lebten sie, welchen Beruf übten sie aus.
Was hat Sie als Kind besonders interessiert zu entdecken oder zu erforschen?
Der Dachboden meiner Großeltern hat mich als Kind immer fasziniert – dort lagen unzählige alte Dinge: unbekannte Briefmarken, Münzen, alte Fotos, Bücher und Briefe, sogar eine Pickelhaube. Mich interessierte, wem diese Sachen einst gehörten und was dort in Sütterlin geschrieben stand.
Welchen bekannten Menschen würden Sie unbedingt persönlich kennenlernen wollen und warum?
Den Sohn Goethes, August: Er wuchs ohne Geschwister auf, weil diese alle im Säuglingsalter verstorben waren. Wie war es wohl, einen so berühmten und talentierten Vater zu haben?
Haben Sie selbst wissbegierige Kinder?
Ja, definitiv. Ich habe zwei Töchter, 6 und 14 Jahre, und einen 4-jährigen Sohn. Während meine große Tochter viele Fragen zu aktuellen politischen und historischen Themen stellt, interessieren sich die Kleinen für ganz praktische Dinge ihres Alltags.
Warum halten Sie eine Vorlesung an der Kinderuni?
Ich möchte das Interesse am Archiv wecken; neugierig auf einen Besuch vor Ort machen. Und ich bin gespannt, welche Fragen die Kinder stellen.